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1. Mittlere und neue Geschichte bis 1648 - S. 73

1883 - Hannover : Helwing
Mittelalterliche Zustände. 73 der Wohnort des zu Ladenden unbekannt, so wurden vier schriftliche Ladungen aus- gefertigt und je eine an vier Orten des Landes, in welchem der Angeklagte vermutlich sich aushielt, aus Kreuzstraßen gegen Osten, Süden, Westen und Norden aufgesteckt. Der Geladene hatte sich an einem ihm bestimmten Orte einzufinden; hier empfing ihn ein Schöffe und führte ihn nach dem Freistuhle. Es wurde gegen den Angeklagten entschieden, wenn der Ankläger sein Wort beschwur und andere achtbare Männer die Ehrenhaftigkeit des Anklägers — nicht das Vergehen des Angeklagten — bezeugten. Be- kannte dieser, oder wurde er überführt, so sprachen die Schöffen das Urteil; war es die Todesstrafe, so wurde er gleich, meistens von dem jüngsten Schöffen, an den nächsten Baum gehängt. Gelindere Strafen waren Landesverweisung und Geldbuße. War der Angeklagte ein Schöffe, so verwandelte sich das offene Gericht in ein heimliches, d. h. es wurde allen Nichtwissenden bei Todesstrafe geboten, sich zu entfernen. Diese „heimliche Acht" fand auch statt,'wenn der Geladene nicht erschien. Die Vorladung wurde dann noch zweimal wiederholt; stellte er sich auch dann noch nicht, so galt er als schuldig und ward verfemt, d. i. in die Acht des Femgerichts erklärt. Daher der Name Femgericht. Dann ward der Name des Verurteilten in das Blutbuch geschrieben, und der also Verfemte war von jetzt an von unsichtbaren Handen ver- folgt. Keiner durfte das Urteil verraten; wer ihn warnte oder ihm Bei- stand leistete, ward selber vor den Freistuhl geladen. Jeder Wissende hatte die Pflicht, das Urteil zu vollstrecken; wo er des Verfemten habhaft werden konnte, im Hause oder auf der Straße, da stieß er ihn nieder oder henkte ihn. Zum Zeichen, daß der Getötete durch die Feme gefallen, ließ man ihm alles, was er hatte, und steckte ein Messer neben ihm in die Erde. Die Wissenden hatten sogar das Recht, einen auf handhaft er That ertappten Missethäter auf der Stelle niederzustoßen, wenn sie ihm nur nichts nahmen und die Femzeichen zurückließen. So war dieser Bund von vielen tausend Männern aus allen Stän- den und allen Gegenden Deutschlands ein starker Schutz für den Frieden im Reiche; mancher Bösewicht, der vielleicht durch Bestechung den Händen der Gerechtigkeit entgangen war, erhielt durch die Feme seinen verdienten Lohn, und Fürst und Ritter erbebten hinter ihren festen Mauern, wenn in stiller Nacht vor ihrem Thore der Ruf der Freischöffen erscholl. Selbst Kaiser Friedrich Iii. und sein Kanzler wurden zweimal vor den Freistuhl geladen. Aber bei der ungeheuren Zahl der Wissenden (im 13. und 14. Jahrhundert 100 000) konnte es nicht fehlen, daß Unwürdige auf- genommen wurden, welche die ihnen anvertraute Macht zur Befriedigung ihrer Leidenschaft und Rache mißbrauchten. Schon gegen das Ende des 15. Jahrhunderts wurden mehrfach Klagen gegen die'freigerichte erhoben; die Fürsten mochten eine solche Gewalt nicht neben sich dulden, und als nun überall eine bessere öffentliche Rechtspflege eingeführt wurde, erlosch die Macht der heimlichen Gerichte von selbst, ohne daß man das Ende derselben genau angeben könnte.

2. Mittlere und neue Geschichte bis 1648 - S. 39

1883 - Hannover : Helwing
Heinrich Iv. 39 Vh. Heinrich Iv.; 1056—1106. Gregor Vii. 9. Konrad Ii., Heinrich Iii. Nach dem Aussterben des sächsischen Kaisergeschlechtes (1024) war wieder ein Franke gewählt, Konrad Ii. Er schützte Recht und Landfrieden mit kräftiger Hand, stellte das gesunkene kaiserliche Ansehen wieder her und gewann die lombardische und die römische Krone. Als der Herzog von Burgund starb, vereinigte Konrad gemäß des Erbvertrages, welchen sein Vorgänger Heinrich Ii. mit dem Verstorbenen abgeschlossen hatte. Burgund mit Deutschland. Ihm folgte 1039 Heinrich Iii., ein kräftiger Herrscher, wie Otto der Große; er setzte Herzöge ein und ab, der König von Ungarn mußte sein Land von ihm als Lehen nehmen. Die Herzöge beugten sich nur mit ver- bissenem Groll, und besonders die Sachsen ertrugen in ihrem alten Stolze die Herrschaft eines Franken schwer. Da starb Heinrich zum großen Un- glücke für das Reich im 39. Lebensjahre. (1056.) b. Heinrichs Iv. Zugend, Hanno, Adalbert. Sein Sohn und 1056 Nachfolger, Heinrich Iv., war schon als Kind von 3 Jahren zum Könige *** gewählt worden und zählte jetzt erst 6 Jahre. Seine Mutter, die Kaiserin Agnes, übernahm zunächst seine Erziehung und die Regierung des Reiches, und der Bischof Heinrich von Augsburg ward ihr Rat- geber. Sie war eine edle Frau; aber es fehlte ihr die feste Willenskraft, der sie unter so schwierigen Verhältnissen bedurfte. Denn stolz erhoben die Fürsten ihr Haupt, um ihre durch Heinrich Iii. beschränkten Vorrechte wieder zu gewinnen und die königliche Macht zu untergraben; die Zeiten waren rauh und eisern, alle Achtung vor Recht und Treue schien aus dem Reiche gewichen. Um sich unter den Großen Freunde zu gewinnen, erteilte Agnes dem Grafen Rudolf von Rheinfelden das erledigte Herzogtum Schwaben und vermählte ihm ihre älteste Tochter; der sächsische Graf Ottovonnordheim erhielt Bayern. Dennoch blieben diese Männer unzuverlässig. Es bildete sich eine ihr feindliche Partei, die darauf ausging, sich der Person des jungen Königs und damit der Regierung zu bemächtigen und diese an die Großen des Reiches zu bringen. Die Seele dieser Partei war der Erzbischof Hanno von Köln, ein Mann von geringer Herkunft, aber herrschsüchtig, schlau und streng gegen sich und andere, dagegen herablassend gegen Niedere. Man beschuldigte die Kaiserin, sie erziehe den jungen König zu weichlich und lasse das Ansehen Deutschlands nach außen verfallen. Im Frühjahr 1062 begab sich die Kaiserin mit ihrem Sohne zu einem Lustaufenthalte nach der angenehmen Rheininsel Swibertswerth bei dem heutigen Kaiserswerth (zwischen Duisburg und Düsseldorf) und war von nur geringem Gefolge begleitet. Die Gelegenheit war den Verschworenen günstig. Unvermutet erschienen eines Tages Hanno von Köln, der undankbare Otto von Nordheim und Eckbert von Braun- schweig; sie kamen mit zahlreichem Gefolge, ohne indes der Kaiserin Besorgnis einzuflößen; denn man ging fröhlich zur Tafel. Als nach der Mahlzeit der königliche Knabe in heiterer Laune war, lud ihn Hanno

3. Mittlere und neue Geschichte bis 1648 - S. 40

1883 - Hannover : Helwing
40 Mittlere Geschichte. freundlich ein, eins seiner Schiffe zu besehen, das er mit besonderer Pracht ausgestattet hatte. Leicht überredet er dazu den arglosen Knaben. Aber kaum steigt dieser in das Schiff, so umdrängen ihn die Verschworenen mit ihrem Gefolge; die Ruderknechte stoßen vom Lande und treiben mit Macht das Schiff in die Mitte des Stromes. Der Knabe erschrickt; schon den Tod vor Augen sehend, stürzt er sich in die Flut; sie würde ihn begraben haben, wenn ihm nicht Graf Eckbert nachgesprungen wäre und ihn unter eigener Lebensgefahr mit starken Armen den Wellen ent- rissen hätte. Nur mit großer Mühe brachte man den widerstrebenden Knaben in das Schiff zurück, wo man ihn mit Schmeichelreden allmäh- lich beruhigte. So führte man ihn nach Köln, während das Volk in großer Aufregung am Lande dem Schiffe folgte, das die Königsräuber und den gefangenen König trug. Dieser unerhörte Frevel traf am schwersten das weiche Herz der Mutter, aber sie wagte keinen Versuch, den Räubern ihre Beute zu ent- reißen; sie ließ sich sogar bewegen, schon nach wenigen Monaten ihren Sohn zu besuchen und Hanno und seinen Genossen zu verzeihen. Hanno hatte die Absicht, allein für den jungen König zu regieren; das duldete aber der Neid der übrigen, besonderster geistlichen Fürsten nicht. Auf einer bald darauf abgehaltenen Fürstenversammlung ward beschlossen, daß die Vormundschaft über den König und die Reichs- regierung immer von dembisckof ausgeübt werden solle, in dessen Sprengel der König Hof halte. Hanno hoffte trotz- dem den größten Einfluß auf Heinrich zu behalten; aber bei seinem hoch- fahrenden, strengen und gebieterischen Wesen vermochte er die Zuneigung seines Zöglings nicht zu gewinnen. Von den übrigen Erzbischöfen kamen besonders Siegfried von Mainz und Adalbert von Bremen häufig an den Hof und gewannen großen Einfluß, vorzüglich der letztere. Adalbert war nicht minder ehrgeizig als Hanno, dabei aber eitel, prunk- süchtig und verschwenderisch, hochfahrend gegen seines Gleichen, hart gegen Niedere. Sein äußerer Lebenswandel war, wie der Hannos, untadelig, und in seinen Bemühungen für die Verbreitung des Christentums im Norden wurde er nicht müde; bis Island schickte er Missionare und baute Kirchen in Dänemark, Schweden und Norwegen. Er war ein Freund Heinrichs Iii. gewesen und bemühte sich jetzt um die Liebe Hein- richs Iv. Schon 1063 wurde die Erziehung des Königs und die Reichs- regierung Adalbert und Hanno allein übertragen. Wahrend aber Hanno wegen einer Reise nach Italien abwesend sein mußte, bemeisterte sich Adalbert des jungen Fürsten gänzlich. Agnes kehrte an den Hof zurück; beide suchten nun dem königlichen Knaben das Leben möglichst angenehm zu machen, und Heinrich, der bisher keine Freiheit genossen, mißbrauchte sie jetzt nur zu oft. 1065 Ostern 1065 wurde der König auf Adalberts Drängen zu Worms feierlich mit dem Schwerte umgürtet und dadurch — 15 Jahre alt — für mündig erklärt. Als Heinrich sich jetzt seiner Freiheit bewußt wurde und das Schwert an seiner Seite fühlte, gedachte er jenes Tages von Kaiserswerth, und nur mit Mühe hielt ihn seine Mutter zurück, daß er nicht seine erste Waffenprobe an dem Erzbischof von Köln ablegte.

4. Mittlere und neue Geschichte bis 1648 - S. 41

1883 - Hannover : Helwing
Heinrich Iv. 41 Aber niemals hat er Hanno jenen Tag vergessen. Heinrich war ein Knabe von hohen Anlagen des Geistes und des Körpers, und durch eine bessere Erziehung hätte sein feuriger Mut und sein ritterlicher Sinn leicht auf das Höchste gelenkt werden mögen; jetzt aber waren seiner Seele Bitterkeit und Groll eingepflanzt, und er ließ stch leicht zu Gewaltthaten und Ausschweifungen hinreißen, die dann durch Verleumdung seiner Feinde nur noch vergrößert wurden. Seitdem die Mutter Heinrichs nach Rom in ein Kloster gegangen, war Adalberts Einfluß auf den jungen König unbegrenzt; er suchte den Neigungen und Launen des Königs auf jede Weise zu willfahren. Durch seine Eitelkeit, Herrschsucht und Habgier brachte er es dahin, daß er nach wenigen Monaten verhaßt war. Auf einer Fürstenversammlung zu Tribur, südöstlich von Mainz, erklärten die Großen des Reiches dem Könige, er solle entweder seine Krone niederlegen oder Adalbert entlassen. Heinrich wählte das letztere und geriet abermals unter Vormundschaft der Fürsten. (1065.) o. Kampf mit den Sachsen. 1069 kehrte Adalbert in seine alte Stellung zurück; seine größten Feinde waren die Sachsen, insbesondere deren mächtiges Herzogsgeschlecht, die Billunger, die den herrschsüch- tigen Bischof oft an der Vergrößerung seines Bistums gehindert hatten. Den Haß gegen diese pflanzte er auch der Seele des jungen Königs ein. Heinrich lebte meistens im Sachsenlande, zu Goslar, und legte in den Bergen des Harzes und Thüringens starke Burgen an. 1 Die vorzüg- lichste war die Harzburg, * Heinrichs Lieblingssitz. Die Sachsen sahen durch diese Zwingburgen ihre alte Freiheit bedroht; auch weigerten sie stch, den König, während er in ihrem Lande lebte, — der Sitte gemäß — zu unterhalten, da er fast immer da war; Heinrich mußte deshalb seinen Lebensunterhalt oft für Geld kaufen. Auch erzählte man sich in Sachsen, Heinrich habe, von einer Bergeshöhe das Land beschauend, geäußert: „Sachsen ist ein schönes Land, aber die es bewohnen, sind verworfene Knechte." Als Heinrich 1069 bei Otto von Nordheim auf einem Gute desselben zum Besuch war, wurde nachts auf den Ritter, welcher vor des Königs Schlafgemach Wache hielt, ein Mordanschlag gemacht, der aber fehlschlug. Da trat ein gewisser Egino mit der Behauptung auf, es sei der Mord des Königs beabsichtigt gewesen, Herzog Otto habe ihn selbst zum Mörder gedungen. Dabei erbot er sich, seine Aussage auf jede Weise, auch durch ein Gottesurteil zu erhärten. Otto leugnete und behauptete, Egino nie gesehen zu haben. Der König forderte ein Gottesurteil durch Zweikampf. Egino hatte einen sehr üblen Ruf; dennoch wollte Otto gegen den Rat seiner Freunde sich mit ihm ichlagen, wenn Heinrich ihm sicheres Geleit gewähren wollte. Heinrich weigerte sich, ihm ein Geleit, wie er cs forderte, zu versprechen; daher stellte Otto sich nicht. Da ward er durch die Fürsten in die Acht erklärt, sein Herzogtum, seine Lehen und Allode wurden eingezogen. Otto setzte sich zwar zur Wehr, mußte sich aber schon Ostern 1011 mit seinem Freunde, dem jungen Herzoge Magnus von Sachsen, und anderen vornehmen Männern unterwerfen. Otto wurde bald wieder 1 Heinrichs Baumeister war der Bischof Benno von Osnabrück. -Die Burg stand auf dem Burgberge bei dem Orte Harzburg, südöstlich von Goslar. Geringe Mauerreste sind noch vorhanden. Der Berg trägt jetzt ein Gasthaus, sowie ein Denkmal des Fürsten Bismarck.

5. Mittlere und neue Geschichte bis 1648 - S. 42

1883 - Hannover : Helwing
42 Mittlere Geschichte. freigegeben, Magnus aber blieb gefangen zurück. Da nun der alte Sachsenherzog gerade gestorben war, fürchteten die Sachsen, Heinrich wolle ihr Herzogtum an sein Haus ziehen. Dazu hatten die Umwohner der ihnen verhaßten Burgen von den Be- wohnern derselben oft Gewaltthätigkeit zu dulden. Otto von Nordheim stellte sich an die Spitze der Mißvergnügten. Auf einer großen „Tagfahrt" (Versammlung) gelobten sich Fürsten und Bauern des Sachsenlandes gegenseitigen Beistand und beschlossen, zum Schutze ihrer alten Rechte und Freiheiten die Waffen gegen den König zu erheben. Uber 60 000 Sachsen standen in wenigen Tagen vor der Harzburg, wohin Heinrich sich von Goslar begeben, um seine Person zu sichern. Sie verlangten, er solle die in ihrem Lande errichteten Burgen sofort brechen und Magnus freigeben; sie wurden aber abgewiesen. Da umschlossen sie die Burg von allen Seiten; dennoch gelang es Heinrich, mit einigen Vertrauten zu entkommen. (1073.) Ein Jager aus der Umgegend, der Weg und Steg daselbst kannte, führte den kleinen Zug durch das rauschende Dickicht. Drei Tage setzte man ohne Unterbrechung die Reise fort. Die Harzburg und den gefangenen Magnus hatte der König der Obhut der tapfersten Jünglinge aus seinem Gefolge anvertraut. Um die Hülfe der übrigen Fürsten des Reiches gegen die Sachsen zu gewinnen, mußte er zunächst Magnus freigeben, da sie durch dessen Gefangenhal- tung sich selbst beleidigt fühlten; ja, er fiel ihnen sogar zu Füßen und bat flehentlich, Erbarmen mit ihm zu haben und ihn in seiner Not nicht zu verlassen. Aber die Fürsten verließen ihn treulos, die ärgsten Ver- leumdungen wurden gegen ihn verbreitet, und bereits war ein Fürstentag bestimmt, an welchem er abgesetzt werden sollte. So vom Adel verlassen, fand Heinrich in den rheinischen Städten treue Anhänger. Die Bürger von Worms holten ihn in kriegerischer Rüstung in ihre Stadt ein und versprachen, mit ihrem Leibe und ganzem Ver- mögen ihm zu dienen. Der Bischof von Worms wollte sich Heinrich widersetzen, ward aber von seinen Unterthanen verjagt. Worms war eine reiche, dicht bevölkerte Stadt, gut befestigt und mit allen Kriegs- bedürfnissen wohl versehen. Dem Beispiele von Worms folgten bald viele andere Städte am Rhein. Da lud Heinrich die Fürsten noch ein- mal ein, und manche kamen; nochmals warf er sich ihnen zu Füßen, bekannte offen seine, im jugendlichen Übermute begangenen Fehlgriffe und versprach, zukünftig so zu handeln, wie es einem Manne, einem Könige gezieme. Aber auch diesmal erreichte er wenig. Da beschloß er, mit den'sachsen in Unterhandlungen zu treten. Mit einem nur kleinen Heere zog er ihnen entgegen und schickte Abgesandte an sie. Die Sachsen verlangten: er solle die Bungen in ihrem Lande niederreißen, ihnen ihre alten Freiheiten lassen, die eingezogenen Güter zurückgeben und Otto von Nordheim wieder in das Herzogtum Bayern einsetzen. Nach langem Widerstreben willigte Heinrich ein und entließ sein Heer. Die Burgen wurden den sächsischen Bauern zum Abtragen ausgeliefert. Mit Ingrimm verließ Heinrich das Sachsenland. Die Mauern der Harzburg waren eingeriffen, die Wälle abgetragen, die Gräben verschüttet; nur die kirchlichen Gebäude standen noch. Die übrigen Burgen wurden ganz dem Erdboden gleich gemacht. Da stürmten

6. Mittlere und neue Geschichte bis 1648 - S. 43

1883 - Hannover : Helwing
Heinrich Iv. 43 am dritten Tage nach Heinrichs Abreise die Bauern in hellen Haufen den Burgberg zu der Harzburg hinauf und zerstörten alles bis auf den Grund. Sie'raubten, was sie fanden, steckten die schöne Kirche in Brand, zer- schlugen die Altäre, rissen die Reliquien aus den Schränken und streuten sie umher. Selbst die Gräber verschonte man nicht: die Gebeine von Heinrichs ältestem Sohne und von seinem Bruder wühlte man auf. Dieser treulose Friedensbruch und diese Roheit der Sachsen verletzte nicht nur den König aufs empfindlichste, sondern empörte auch alle rechtlich denkenden Menschen und führte Heinrich von allen Seiten Anhänger zu, auch seine bisherigen Feinde Rudolf von Schwaben und Welf von Bayern. Das ganze Reichsheer wurde aufgeboten. An der Unftrul, zwischen Langensalza und Hohenburg, schlug Heinrich die Sachsen. (1075.) Mit einer bedeutenden Übermacht griff Heinrich sie an; aber trotzdem hielten sie sich bis zum Nachmittage, und ihr Verlust war weit geringer, als im Heere des Königs. Endlich mußten sie doch der Übermacht weichen. Die sächsischen Ritter entkamen auf ihren schnellen Rossen in der ihnen genau bekannten Gegend leicht; aber die armen Bauern wurden sämtlich niedergemetzelt. 8000 Sachsen sollen an diesem Tage getötet sein. Aber auch der König hatte über 1000 edle Ritter verloren, und der Sieg war über die eigenen Unterthanen erfochten. Er durchzog nun das Sachsenland mit Feuer und Schwert und bot noch zum zweitenmal das Reichsheer auf; da unterwarfen sich die Sachsen. Viele der sächsischen Großen behielt er in Haft; den gefährlichsten derselben, Otto, gab er aber bald wieder frei, nachdem derselbe seine beiden Söhne als Geiseln gestellt hatte; ja, Heinrich setzte ibn sogar zum Verweser über Sachsen ein. Die zerstörten Burgen wurden wieder hergestellt. So hatte der König sich eine Stellung erkämpft, wie sie der Krone würdig war; er ahnte damals gewiß nicht, daß ihm die tiefste Demütigung noch bevorstand. cl. Gregor Vii., Simonie, Cölibat, Investitur. Um diese Zeit saß Gregor Vii., früher Hildebrand genannt, auf dem päpstlichen Stuhle. Er war aus Italien, wahrscheinlich von niederer Herkunft. Früh trat er in ein Kloster bei Rom, dessen Abt sein Verwandter war; später wurde er Mönch in dem durch seine vielen Bußübungen und strenge mönchische Zucht berühmten Kloster Cluni 1 (spr. Klüni). Hier lernte ihn der Papst Leo Ix. kennen und nahm ihn mit nach Rom. Unter Leo und den folgenden vier Päpsten gewann Hildebrand bald solch großen Einfluß, daß er in Wirklichkeit, wenn auch nicht dem Namen nach, die römische Kirche2 regierte. Sein Streben ging dahin, die Kirche von allem weltlichen Einflüsse zu befreien und denpapst über alle Herrscher der Erde zu erheben. Einst schrieb er: „Die Welt wird durch zwei Lichter gelenkt, durch die Sonne, das größere, und durch den Mond, das kleinere. So ist die apostolische Macht die Sonne, die kaiserliche der Mond. Denn wie dieser sein Licht von jener hat, so sind Kaiser und Könige und Fürsten nur durch den Papst, weil dieser durch Gott ist. Also ist die Macht römischen Stuhles größer als die Macht der Throne; nur des Papstes Name darf in dem Kirchengebete genannt werden; ihm ist erlaubt, Kaiser abzusetzen und Unterthanen von der Pflicht gegen abtrünnige Fürsten zu entbinden." 1 Nördlich von Lyon. 2 1053 hatte sich die Kirche in eine römisch-katholische (abendländische) und eine griechisch-katholische (morgenländische) gespalten. 1075

7. Mittlere und neue Geschichte bis 1648 - S. 81

1883 - Hannover : Helwing
Rudolf von Habsburg. 81 Dadurch entstand ein Getümmel, in welchem Hartmut lebendig gefangen genommen wurde. Nun drang Wate stürmend in die Burg ein und wütete darin wie ein Würgengel. Ortrun und viele ihrer Mägde flüchteten sich in Gudruns Schutz;'als aber auch Gerlinde ihr hülfeflehend zu Füßen fiel, sprang Wate mit funkelnden Augen und zähneknirschend herbei, schleppte sie mit den Worten: „Nun soll meine Jungfrau euch nimmermehr die Kleider waschen!" hinaus und schlug ihr das Haupt ab. Dann ward die Burg geplündert und verbrannt, das Land durch zurückgelasiene Heerhaufen unterworfen. Gudrun eilte mit ihren Jungfrauen und dem gefangenen normannischen Geschwisterpaare, Ortrun und Hartmut, auf schnellen Schiffen nach der Heimat, wo Hilde sehnsüchtig der lang entbehrten Tochter harrte. Dort führte der vielgeprüften Heldin engelhafte Güte eine Versöhnung herbei, welche mit dem Hochzeitsreigen von vier glück- lichen Paaren endigte: Herwig und Gudrun, Ortwin und Ortrun, Hart- mut und Hildburg, Siegfried von Morland und Herwigs ungenannte Schwester. So endete Leid und Trauer in Freuden, und statt der waffenstarrenden Kriegsflotten fuhren jetzt bekränzte Hochzeitsschiffe über die ruhige See. Xii. Nudolf von Habsburg; 1273—1291. a. Das Interregnum; Rudolfs Wahl. Nach dem Tode des letzten deutschen Königs aus dem hohenftaufischen Hause, Konrads Iv., im Jahre 1254, trug kein deutscher Fürst Verlangen nach der Krone.' Der Erzbischof von Köln verkaufte seine Stimme an den Bruder des Königs von England, der Erzbischof von Trier die seinige an einen Spanier. Keiner von beiden gelangte zu Macht und Ansehen; der letztere kam nie nach Deutschland, der erstere nur einige Male, um durch Geschenke die Anhänglichkeit seiner Wähler sich zu erhalten. Als ihm bei seiner Fahrt rheinaufwärts das Geld ausging, verließen ihn alle, und „er zog auf einem anderen Wege wieder in sein Land", wie eine alte Chronik spöttisch berichtet. Die Fürsten suchten in dieser Zeit ihr Gebiet zu vergrößern, ihre Gerechtsame zu vermehren und wurden fast zu selbständigen Herrschern. Trotz des oft gebotenen Landfriedens herrschte Fehde überall. Die meisten Ritterburgen wurden Raubnester; niemand war da, die Schwachen gegen die Starken zu schützen. Das war „die kaiserlose, die schreckliche Zeit", die Zeit des Faustrechts. Weil in dieser Zeit von 1254 bis 1273 1254 Deutschland kein Oberhaupt hatte, so nennt man dieselbe Interregnum, d. i. Zwischenreich. Endlich entstand doch in aller Herzen der sehnliche Wunsch, es möge Deutschland wieder ein Oberhaupt gegeben werden, das Gesetz und Ordnung im Reiche wieder herstelle. Auch der Papst 1 1 1254 lebte allerdings noch der Gegenkönig Friedrichs Ii. und Konrads Iv., Wilhelm von Holland; derselbe ward aber schon 1256 von srießschen Bauern auf dem Eise erschlagen, ohne daß sie ihn kannten. Hoffmeyer und Hering, Hülfsbuch Ii. 6

8. Mittlere und neue Geschichte bis 1648 - S. 118

1883 - Hannover : Helwing
118 Neue Geschichte. buch von 1524 enthielt 8 Lieder. Um der großen Unwissenheit, die Luther bei seiner Kirchenvisitation bei dem Volke, wie auch bei den Geist- lichen angetroffen hatte, zu steuern, verfaßte er den großen und klei- 1529nen Katechismus, die 1529 erschienen und zu den symbolischen Büchern der lutherischen Kirche gerechnet werden. In der Vorrede zum kleinen Katechismus sagt Luther: „Hilf, lieber Gott, wie manchen Jammer habe ich gesehen, daß der gemeine Mann doch so gar nichts weiß von der christlichen Lehre, sonderlich auf den Dörfern, und leider viel Pfarrherren fast (sehr) ungeschickt und untüchtig sind zu lehren, und sollen doch alle Christen heißen, getauft sein, und der heiligen Sakramente genießen, können weder Vater Unser, noch Glauben oder zehen Gebote, leben dahin, wie das liebe Vieh und unvernünftige Säue." — Schon 1 530 konnte Luther an den Kurfürsten schreiben: „Es wächset jchtund da- her die zarte Jugend von Knäblein und Mägdlein, mit Katechismus und Schrift wohl zugerichtet, daß mir's im Herzen sanft thut, daß ich sehen mag, wie jetzt junge Knäb- lein und Mägdlein mehr lernen, glauben und reden können von Gott, von Christo, denn zuvorhin und noch alle Stifter,, Klöster und Schulen gekonnt haben und noch können." Friedrich Ii., Herzog von Schlesien, befahl, daß man ihn mit dem kleinen Katechismus in der Hand begrabe, und ein Fürst von Anhalt schrieb in seinen Kate- chismus: „Nächst der Bibel ist dies mein bestes Buch." 6. Zwingli. Gleichzeitig mit Luther, aber unabhängig von ihm, begann auch Ulrich Zwingli (geb. 1484) das Werk der'neformation. Schon als Prediger zu Maria-Einsiedeln, einem vielbesuchten Wallfahrts- orte im Kanton'schwyz, lehrte er: „Gott läßt sich allenthalben finden; das Wallfahrten allein nützt nichts ohne innere Besserung; Gott vergiebt allein um Christi willen den bußfertigen Menschen die Sünde." 1518 kam Zwingli als Prediger nach Zürich und lehrte auch dort das lautere Evangelium, zeugte wider Aberglauben, Verderbnis der Geistlichen und andere Mißbräuche der Kirche, und das Volk strömte ihm zu. Als der Ablaßkrämer Samson auch nach Zürich kam, predigte Zwingli so gewaltig gegen ihn, daß demselben der Verkauf des Ablasses in Zürich untersagt wurde. Der Papst suchte Zwingli durch Versprechungen zum Schweigen zu bringen; als dies nicht gelang, forderte der Bischof von Basel den Rat der Stadt Zürich auf, alle kirchlichen Neuerungen einzustellen. Um die Gerechtigkeit seiner Sache darzuthun, bat Zwingli um ein öffentliches Religions gespräch, das in Zürich unter Anwesenheit von 600 Geist- lichen stattfand und in welchem Zwingli alle seine Gegner überwand. Der Rat und die Bürger Zürichs waren von der Wahrheit der Lehren Zwinglis so überzeugt, daß allen Züricher Geistlichen geboten wurde: „Es sollen alle Pfarrer ihre Lehre einzig nach der Bibel beweisen, die Neuerungen und menschlichen Erfindungen aber weglassen." Auf Zwinglis Rat wurden die Klöster aufgehoben, die Messe, das Cölibat, das Weih- wasser, die letzte Ölung, die Fronleichnams-Prozession abgeschafft, die Reliquien vergraben, alle Bilder, ja sogar die Orgeln aus den Kirchen entfernt. 1524 verheiratete sich Zwingli; 1525 feierte man zum ersten- mal das Abendmahl in Zwinglischer Weise, wobei das Brot in hölzer- nen Schüsseln herumgereicht und der Wein aus hölzernen Bechern ge- trunken wurde. Dem Beispiele Zürichs folgten viele andere Städte, wie Basel, St. Gallen, Bern, Mühlhausen, Straßburg, Augsburg, Ulm, Konstanz; dagegen blieben im Innern der Schweiz — in Luzern, Schwyz, Zug, Uri und Unterwalden — das Bergvolk und der

9. Mittlere und neue Geschichte bis 1648 - S. 125

1883 - Hannover : Helwing
Der schmalkaldische Krieg, 125 schlug tapfer auf sie ein. Dabei erhielt er einen Hieb in die linke Wange; in dem- selben Augenblicke fragte ihn ein Ritter in deutscher Sprache, ob er sich nicht ergeben wolle. Weil der Kurfürst an der Sprache diesen Feind als Deutschen erkannte, zog er zwei Ringe vom Finger und gab sie ihm zum Zeichen seiner Gefangenschaft. Dieser brachte ihn zum Herzog Alba. Der Kaiser hielt zu Pferde mitten auf der Heide und gab eben den Befehl, das zerstreute Heer zu sammeln. Da kam Alba langsam mit dem Gefangenen heran. Des Kurfürsten Gesicht blutete stark, und sein ganzes Panzer- hemd war mit Blut bedeckt; sein Anblick erregte allgemeines Mitleid. Als er den Kaiser erblickte, hob er die Augen gen Himmel und sagte: „Herr Gott, erbarme dich meiner, nun bin ich hier!" Alba half ihm vom Pferde und führte ihn an seiner Rechten vor den Kaiser. Der Kurfürst wollte aufs Knie sinken und seinen Blech- handschuh abziehen, um Karl nach deutscher Sitte die Hand zu reichen. Aber Karl litt keins von beiden, sondern wandte sich mit bitterer Miene ab. „Großmächtigster, allergnädigster Kaiser!" sprach der Tiefgebeugte. „So", fiel ihm der stolze Sieger ins Wort, „bin ich nun euer gnädigster Kaiser? So habt ihr mich lange nicht geheißen. Vor Ingolstadt war ich nur Karl von Gent und gewesener Kaiser." Der Kurfürst fuhr fort: „Ich bin Ew. kaiserlichen Majestät Gefangener und bitte um ein fürstliches Gefängnis." — „Wohl", war die Antwort, „ihr sollt gehalten werden, wie ihr es verdient habt." Der Kaiser verließ das Schlachtfeld mit den Worten: „Ich kam, ich sah und — Gott siegte." — c. Folgen der Schlacht. Nach zweitägiger Rast zog Karl über Torgau, das stch sogleich ergab, gegen Wittenberg. Hier geriet alles in Verwirrung; die Universität war schon im Winter geschlossen, Melanchthon war gleichfalls nicht mehr anwesend. Aber des Kurfürsten wackere Gemahlin und ihre Söhne beschlossen die Verteidigung der festen Hauptstadt. Da forderte der Kaiser den Kurfürsten auf, den Seinigen die Übergabe zu befehlen, und drohte ihm, als er sich weigerte, mit dem Tode. Allein Johann Friedrich entgegnete standhaft, das Unglück habe ihm den Mut nicht geraubt. Da ließ ihn der Kaiser durch ein Kriegs- gericht förmlich zur Strafe des Schwertes verurteilen. Das Urteil wurde ihm mitgeteilt, als er eben mit einem Mitgefangenen, Herzog Ernst von Braunschweig-Lüneburg, am Schachbrett saß. Ruhig und fest erwiderte er: „Ich kann nicht glauben, daß der Kaiser dermaßen mit mir handeln werde; ist es aber gänzlich also bei der kaiserlichen Majestät beschlossen, so begehre ich, man soll es mir fest zu wissen thun, damit ich das, was meine Gemahlin und Kinder angeht, bestellen möge." Auf diese Nachricht hin kamen der Kurfürst Joachim U. von Brandenburg und Herzog Wilhelm von Kleve, der Kurfürstin Bruder, zum Kaiser und baten um Gnade für den Verurteilten. Der Kaiser versprach endlich Begnadigung, wenn Johann Friedrich die Kur- lande abträte und Gefangener des Kaisers bliebe. Nach langer Zögerung unterzeichnete derselbe den Vertrag, die Wittenberger Kapitulation. Doch mußte Moritz den Kindern des Gefangenen eine jährliche Einnahme von 50 0o0 Gulden anweisen und ihnen zur Sicherstellung dieser Summe die Gebiete von Weimar, Jena, Gotha, Eisenach und einige andere Plätze einräumen. (Aus diesen entstanden nachher die jetzigen sächsischen Herzogtümer.) Der größte Teil der Länder aber und die Kür- würde ging von der ernestinischen auf die albertinische Linie über. Einige Wochen darauf wurde Moritz noch im Lager zum Kurfürsten ausgerufen und bald nachher in Augsburg öffentlich belehnt, wobei der

10. Mittlere und neue Geschichte bis 1648 - S. 128

1883 - Hannover : Helwing
ns Neue Geschichte. gehörten außer Albrecht noch Johann von Küstrin, sowie Philipps Sohn, Wilhelm von Hessen, und ein Herzog von Mecklenburg zu den Verbündeten. Leider gestatteten diese Fürsten dem französischen König die Besetzung der deutschen Städte Cambrai, Metz, Toul und Verdun, dereu Bewohner französisch redeten. Moritz hatte seine Bündnisse mit so bewunderungswürdiger Vorsicht abgeschlossen, daß weder seine eignen Räte, noch der Kaiser etwas davon gemerkt hatten. Als Magdeburg sich unter günstigen Bedingungen er- gab, behielt er sein Heer zusammen und führte es nach Süddeutschland. Die geistlichen Kurfürsten schrieben dem Kaiser vom Konzil zu Trient aus ihren Verdacht; er aber erwiderte ihnen, sie sollten sich nicht durch jedes Gerücht in Furcht setzen lassen. Er meinte, eine solche Verstellung sei bei einem deutschen Fürsten unerhört, und er habe Moritz nie Anlaß zur Unzufriedenheit gegeben. Letzterer wußte sich schriftlich zu rechtfertigen und den Kaiser in Sicherheit zu wiegen. Zum Scheine ließ er sich sogar in Innsbruck, wo der Kaiser war, eine Wohnung mieten. Auf der Reise dahin stellte er sich plötzlich krank und ließ den Kaiser davon benachrichtigen. Dann zog er im März 1552 seine Truppen zusammen und trat offen gegen den Kaiser auf. Er beschuldigte diesen, daß er ihre wahre christliche Religion, wie sie dieselbe zu Augsburg bekannt, ausrotte; die Gefangenschaft Philipps nannte er eine „Infamie und Unbilligkeit." Namentlich beklagte er sich über die grausamen spanischen Truppen, die Karl gegen seinen Schwur ins Land geführt habe; er wolle die Deutschen „zu einer solchen unerträglichen, viehischen, erblichen Servitut,' Joch und Dienstbarkeit bringen, wie bei andern Nationen vor Augen sei." Von Augsburg rückte er vor die Ehrenberger Klause (im'norden Tirols, am Lech), die von Kaiserlichen besetzt war. Ein Schäfer zeigte ihm in der Nacht einen geheimen Pfad auf den Felsen; ein verwegener Sturm öffnete die Pforten, und die überrumpelte Besatzung ergab sich. Als aber die Soldaten den Lohn nicht gleich bekamen, den Sturmlaufende nach alter Sitte erhalten mußten, entstand eine Meuterei, durch welche Moritz einen Tag aufgehalten wurde. So hatte Karl Zeit, sich zu retten. Nachts, bei schrecklichem Regenwetter, brach er auf. Seine Diener trugen ihn in einer Sänfte nach Villach in Kärnthen, 30 Meilen von Innsbruck; mit Fackeln in der Hand fanden sie ihren Weg durch die Pässe der Tiroler Alpen. Karl mußte nachgeben. Auch sein Bruder Ferdinand war insgeheim mit Moritz im Bunde, weil Karl feinen Sohn, den finstern Philipp, zu seinem Nachfolger im Reich machen wollte, während Ferdinand gleich- falls auf die deutsche Krone hoffte. So kam es zum Passau er Ver- 1552 trage, durch welchen vorläufig jeder Kampf aufhörte und die gefangenen Fürsten freigegeben wurden; das Interim ward aufgehoben, und die vertriebenen Geistlichen kehrten zurück. Moritz' früherer Waffengefährte, Albrecht Alcibiades, ließ sich durch den Passauer Vertrag vom Kampfe nicht abhalten. Zunächst unter- stützte er den Kaiser, der leider vergeblich versuchte, Metz den Franzosen wieder abzunehmen, so daß diese wichtige Stadt dem Reiche verloren 1 1 Knechtschaft.
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